Seelsorgerin Keller wird an der Uniklinik Halle verabschiedet
Nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit am Universitätsklinikum Halle (Saale) geht die evangelische Seelsorgerin Christine Keller Ende April in den Ruhestand. Seit 1992 war sie im Auftrag der evangelischen Kirche seelsorgerisch für die Patientinnen und Patienten tätig und hatte auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsmedizin ein offenes Ohr.
Für Christine Keller, die aus der Nähe des Erzgebirges (einer frommen Gegend) stammt, war früh klar, dass sie Theologie studieren würde. Nach dem fünfjährigen Studium an der Universität Leipzig trat sie 1980 ihre erste Pfarrstelle in Weißenfels an. Bereits die nächste Station als Pfarrerin weckte in ihr die Erkenntnis, wie stark Seelsorge gebraucht wird: In meiner nächsten Stelle kümmerte ich mich um drei Dörfer, die im Braunkohle-Abbaugebiet lagen. Für die Menschen dort sei es eine sehr harte Zeit gewesen, denn sie wussten, dass ihre Heimat verloren gehen würde. Es war unglaublich wichtig, mit den Menschen den Abschied aus ihren Dörfern zu gestalten. Zwei der drei Gemeinden mussten weichen dann kam die Wende und damit kontroverse Diskussionen, ob das letzte Dorf erhalten werden sollte oder nicht. Eine große Herausforderung für die Pfarrerin.
In diesen schwierigen Zeiten hatte Christine Keller aber eines festgestellt: Eine Stärke von mir ist, dass ich ein gutes Einfühlungsvermögen besitze. Und so absolvierte sie eine Ausbildung als Seelsorgerin, um ihre Kompetenzen zu erweitern. In ihr reifte dann der Entschluss, auch als Seelsorgerin tätig zu werden. Am 1. September 1992 begann ihr Wirken am halleschen Universitätsklinikum. Zuständig war sie für den Standort in der Ernst-Grube-Straße. Christine Keller: So kurz nach der Wende war die Stimmung im Klinikum aufgeregt und voller Gerüchte, wer zum Beispiel für die Stasi tätig gewesen sein könnte. Und noch etwas anderes machte die Arbeit schwierig: Seelsorge an einem staatlichen Haus gab es zu dieser Zeit einfach nicht als Institution. Wir waren vielmehr ein Fremdkörper. Sie erinnere sich an große Vorurteile den Seelsorgern gegenüber. Wir mussten erst aus einem Schatten heraustreten. Durch kontinuierliche Arbeit sei das zumindest teilweise gelungen. Es gebe viele Stationen, mit denen die Zusammenarbeit richtig gut funktioniere.
Viele Patienten sind dankbar dafür, wenn jemand ein offenes Ohr für sie hat, einfach zuhört und nicht zum Personal oder zur Familie gehört, sagt die Seelsorgerin.Das schafft für Patienten einen andere Möglichkeit, sich zu öffnen. In den vergangenen Jahren hat Christine Keller allerdings festgestellt, dass sich viele Menschen nicht mehr auf ein Gespräch einlassen können oder wollen. Die Überzeugung der Menschen, dass etwas durch ein Gespräch zu ändern ist, hat abgenommen.
Dennoch werden ihr viele Begegnungen in Erinnerung bleiben. Viele Patienten hat Christine Keller über einen längeren Zeitraum begleitet. Dabei war es ihr nicht wichtig, ob ihr Gesprächspartner Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche ist oder nicht. Die Gespräche und Begegnungen werden mir fehlen, gibt sie zu. Dennoch sei es Zeit, in den Ruhestand zu gehen. Die Seelsorgerin ist gespannt, welche Aufgaben auf sie warten werden.
Am Mittwoch, 24. April 2013, wird Christine Keller im Rahmen eines Gottesdienstes als Krankenhausseelsorgerin verabschiedet. Der Gottesdienst findet um 15 Uhr im Universitätsklinikum Halle (Saale), Ernst-Grube-Straße 40, Funktionsgebäude 10 (Mitarbeiterrestaurant) statt.