Wie eine App den Umgang mit Allergien bei Kindern unterstützen soll
Nahrungsmittelallergien bei Kindern kommen immer häufiger vor. Das Problem: Treten sie das erste Mal auf, kann es zu schwerwiegenden Folgen wie zum Beispiel einem allergischen Schock kommen. Dabei sorgt eine Überreaktion des Immunsystems für eine lebensbedrohliche Situation. Um dies möglichst zu verhindern, sollen im Rahmen eines Forschungsprojektes Kinder mit erhöhtem Allergierisiko durch künstliche Intelligenz (KI) mit einer App identifiziert werden und damit nachhaltig vor schweren Folgen geschützt werden.
Regensburg/Magdeburg. Die NAMIBIO-App soll in Zukunft Gesundheitspersonal und Eltern von Kindern mit einem hohen Risiko für Nahrungsmittelallergien dabei unterstützen, eine Krankheit vorzubeugen und frühzeitig Verträglichkeiten erhöhen. NAMIBIO steht dabei für Nahrungsmitteallergie Biomarker. Die Idee dahinter klingt eigentlich ganz einfach, hat es aber in sich: Die App arbeitet auf Basis von riesigen Datensätzen, die über künstliche Intelligenz verwaltet und abgerufen werden. Letztendlich soll sie Ärztinnen und Ärzte sowie Eltern dabei unterstützen, das Risiko für eine Nahrungsmittelallergie zu bestimmen und Empfehlungen für zielgerichtete Präventionsmöglichkeiten geben. In einem ersten Schritt bestimmen wir die Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen der App, also des Gesundheitspersonals sowie der Eltern von Kindern mit erhöhtem Risiko, erläutert Dr. Susanne Brandstetter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg, der an der KUNO Klinik St. Hedwig verortet ist.
Brandstetter gehört zum überregionalen Forschungsverbund NAMIBIO-App, bestehend aus den Universitäten Regensburg, Magdeburg, Leipzig und der Charitè in Berlin sowie dem App-Entwickler NeoPrediX start-up company, der sich mit dieser innovativen Form der Prävention und Vorhersage von Lebensmittelallergien beschäftigt. Die Gruppe erforscht, welche Ursachen und Faktoren beim Entstehen und dem Verlauf von Allergien im Kindesalter eine Rolle spielen. Sie kann dabei u.a. auf Daten der KUNO Kids Studie an der Hedwigsklinik in Regensburg zurückgreifen.
Im Rahmen des Teilprojektes Nutzerperspektive und Evaluation fokussieren sich ein Team des Lehrstuhls für Kinder- und Jugendmedizin von der Universität Regensburg sowie ein Team aus dem Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemeinsam darauf, wie Eltern und das Gesundheitspersonal mit dem digitalen Angebot umgehen. Unser Ziel ist es, daraus Empfehlungen für die Entwicklung von digitalen Gesundheits-Apps für Eltern und Gesundheitspersonal abzuleiten und diese neu entwickelten Apps dann auch zu evaluieren, so Institutsdirektor und Leiter des Teilprojektes Prof. Dr. Christian Apfelbacher von der Universität Magdeburg.
Aktuell geht die Gewinnung von Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern in die erste Runde. Am Ende sollen konkrete Empfehlungen für die Entwicklung von praktikablen Gesundheits-Apps für Eltern und medizinisches Personal entstehen, die dann auch für alle Betroffenen zugänglich gemacht werden sollen.
Das Gesamtprojekt läuft bis 2024. Der Forschungsverbund NAMIBIO-App ist einer von insgesamt fünf Verbünden, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme Interdisziplinäre Forschungsverbünde zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten gefördert werden. Das Ministerium stellt für alle Projekte insgesamt rund 12,5 Millionen Euro bereit.
Wissenschaftliche Kontakte:
Dr. Susanne Brandstetter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Telefon: +49-0941-36-95826, E-Mail: susanne.brandstetter@ukr.de
Prof. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Telefon: +49-391-67-24316, christian.apfelbacher@med.ovgu.de
Foto: Portrait von Prof. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Fotografin: Hannah Theile/Universität Magdeburg.