19 Millionen Deutsche suchen Gesundheits-Rat im Web
* Die 30- bis 49-Jährigen recherchieren am intensivsten
* Frauen informieren sich häufiger als Männer
* BITKOM gibt Tipps zu Gesundheits-Portalen im Internet
Berlin, 16. Dezember 2010 - Ob Gesundheitstipps für Babys, Hinweise zu Arzneimitteln oder Informationen über Krankheiten viele Deutsche suchen medizinischen Rat im Internet. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbandes BITKOM. Demnach informieren sich 19 Millionen Bundesbürger online über Gesundheitsfragen. Das entspricht 37 Prozent aller Internetnutzer. Gesundheitsportale sind populär, weil das Gesundheitsbewusstsein steigt und die Qualität der Online-Angebote weiter zunimmt, kommentiert BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer die neuen Zahlen.
Allein in Deutschland gibt es mehr als hundert Portale, die sich dem
Thema Gesundheit widmen. Auf vielen Seiten können sich die Nutzer in
Foren austauschen, zuweilen auch direkt Fragen an Ärzte stellen. Scheer:
Über das Internet lassen sich schnell und unkompliziert grundlegende
Informationen zur Gesundheit finden. Einen Arztbesuch ersetzen die
Online-Portale selbstverständlich nicht, aber sie können helfen,
Diagnose und Therapie besser zu verstehen.
Am intensivsten
recherchieren nicht die Senioren, sondern die 30- bis 49-Jährigen. In
dieser Altersgruppe suchen 43 Prozent der Internetnutzer online nach
Gesundheits-Informationen, während es bei den Älteren ab 65 nur 36
Prozent sind und in der jungen Generation der 14- bis 29-Jährigen
lediglich 29 Prozent. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es
statistische Unterschiede. Während lediglich jeder dritte Mann nach
Gesundheitsfragen im Web recherchiert, sind es bei den Frauen immerhin
40 Prozent. Am interessiertesten zeigen sich Frauen zwischen 30 und 49
Jahren (46 Prozent). Umgekehrt haben Männer unter 30 Jahren das
geringste Interesse (25 Prozent).
Hier einige Tipps des BITKOM zu Gesundheits-Informationen im Internet:
Was Gesundheitsportale leisten
Es gibt zahlreiche
Online-Portale wie apotheken-umschau.de, netdoktor.de oder vitanet.de,
auf denen Patienten grundlegende medizinische Informationen bekommen.
Dazu zählen allgemeine Angaben zu Diagnostik, Therapien und Vorbeugung,
aber keine Einzelfallberatung. Nicht jede Webseite bereitet alle Fakten
übersichtlich auf, auch die inhaltliche Qualität von Gesundheitsportalen
schwankt. Deshalb ist es gut, bei mehreren Anbietern parallel zu
recherchieren. Einen Arztbesuch können die Online-Angebote nicht
ersetzen.
Seriosität der Portale
Nutzer sollten darauf achten, dass
Gesundheitsportale möglichst unabhängig sind. Zeichen für Seriosität
sind unter anderem ein ausführliches Impressum und eine
Datenschutzerklärung. Zu den wichtigen Infos zählen Name und Adresse des
Betreibers sowie eine Kontaktmöglichkeit per Telefon oder E-Mail. Auch
sollte deutlich werden, wer fachlich für die medizinischen Informationen
verantwortlich ist. Manche Portale werden von unabhängigen Experten
geprüft und können ein entsprechendes Qualitätssiegel vorweisen. Zu
diesen Prüfzeichen zählen das HON-Siegel der Health On the Net
Foundation, das Logo des bundesweiten Aktionsforums
Gesundheitsinformationssystem (afgis) und das Zertifikat Geprüfte
Homepage der Stiftung Gesundheit. Die Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen bietet eine Checkliste mit weiteren Hinweisen unter www.vz-nrw.de/mediabig/86661A.pdf.
Getestete Gesundheitsportale
Die Stiftung Warentest hat
im vergangenen Jahr etliche Gesundheitsportale getestet. Folgende zehn
Anbieter haben gut oder befriedigend abgeschnitten (in der Reihenfolge
der Bewertung):
1. gesundheitpro.de (umbenannt in apotheken-umschau.de)
2. netdoktor.de
3. vitanet.de
4. onmeda.de
5. netdoktor.at
6. dr-gumpert.de
7. gesundheit.de
8. qualimedic.de
9. medizinfo.de
10. sprechzimmer.ch
Eine gute erste Anlaufstelle für verlässliche medizinische Informationen ist zudem das Portal www.gesundheitsinformation.de, betrieben vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Spezial-Portale für bestimmte Krankheiten
Während
allgemeine Portale oft über mehrere hundert Erkrankungen informieren,
gibt es auch spezialisierte Webseiten für bestimmte Krankheiten. So
informieren im Internet etwa die Deutsche Herzstiftung über
Herz-Kreislauf-Probleme oder das Deutsche Krebsforschungszentrum über
Tumor-Erkrankungen. Solche Angebote helfen weiter, wenn man sich
intensiv mit einzelnen Krankheitsfeldern befassen möchte.
Foren und Selbsthilfegruppen
In Foren und
Online-Selbsthilfegruppen können sich Patienten untereinander
austauschen über Behandlungen, Ärzte und Kliniken. Dabei sind häufig
wertvolle Hinweise zu finden. Nutzer sollten aber beachten, dass hier
Laien für Laien schreiben. Die Ansichten, die in Foren und
Selbsthilfegruppen geäußert werden, ersetzen daher keine professionelle
Information.
Informationen über Kliniken
Eine besondere praktische
Bedeutung haben Portale über Kliniken. Pro Jahr müssen mehr als 10
Millionen Patienten eine Entscheidung treffen, in welcher Klinik eine
Operation durchgeführt werden soll. Eine wichtige Hilfe für gesetzlich
Versicherte liefert das Portal www.weisse-liste.de der Bertelsmann-Stiftung. Die Bewertungen der Kliniken beruhen auf
Qualitätsberichten des Gemeinsamen Bundesausschusses, einer Einrichtung
von Kassen und Ärzten. Die Informationen werden auf der Webseite
verständlich aufbereitet. Einen ähnlichen Service liefert die gemeinsame
Initiative der Privatkliniken unter www.qualitaetskliniken.de.
Online-Kontakt mit Ärzten
Es gibt auch medizinische
Online-Services, wo Patienten direkten Kontakt mit einem Arzt aufnehmen
können, um eine erste Einschätzung zu einer Erkrankung zu erhalten.
Nutzer sollten vorher prüfen, ob die Kosten überschaubar sind, und die
Geschäftsbedingungen genau lesen. In der Regel dürfte aber ein von der
Krankenkasse bezahlter Arztbesuch sinnvoller sein als eine
kostenpflichtige Online-Konsultation.
Zur Methodik: Die Daten zur Recherche von Gesundheitsinformationen hat das Institut Forsa im Auftrag des BITKOM erhoben. Dabei wurden 1.000 Internetnutzer ab 14 Jahren in Deutschland befragt.