Ärztekammer Sachsen-Anhalt: Krankenkassenbeiträge in moderne Gesundheit investieren

Die immer wieder auftauchende Diskussion, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung zu senken, wird allzu oft populistisch geführt. „Sicher ist es auf den ersten Blick gut, die Belastungen für die Patienten so gering wie möglich zu halten. Doch bei genauer Betrachtung wünschen sich die Bürger im Krankheitsfall eine schnelle, gute, moderne und erfolgversprechende Behandlung.

Um das zu erreichen bzw. weiter zu sichern, sollten die momentan gut gefüllten Krankenversicherungstöpfe verwendet werden“, wünscht sich Dr. Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt mehr Augenmaß in der Diskussion um den Beitragssatz.

Hintergrund der Überlegung ist, dass sich in den vergangenen Jahren ein erheblicher Investitionsstau in den Kliniken angehäuft hat. Zurzeit fehlen notwendige Investitionsmittel für moderne und neue Geräte, um eine Behandlung auf hohem Niveau weiterhin zu gewährleisten. Genauso fehlen Finanzmittel, um dem Ärztemangel sinnvoll zu begegnen. Die Krankenhäuser haben heute so gut wie keinen finanziellen Ausgleich für die Facharztausbildung. Hier fehlt der Anreiz, sich diesem Thema gebührend anzunehmen. Eine solide Ausbildung bedeutet, dass ein Mentor sich intensiv um seinen Auszubildenden kümmert. Dass erfordert eigentlich Doppelstrukturen. Dr. Simone Heinemann-Meerz: „Obwohl schon jetzt ein Mangel an Fachärzten besteht, wird aus Kammersicht viel zu wenig getan, diese Misere aufzuheben. Ein erster wirkungsvoller Schritt wäre die Anerkennung der Ausbildungsleistung durch eine entsprechende Honorierung in den Kliniken und Praxen. Dafür könnte ein Teil der gut gefüllten Krankenkassen-Töpfe verwendet werden. Im Ergebnis hätten wir dann gut ausgebildete und motivierte Ärzte für die Behandlung der Patienten.“

In Kliniken und auch Praxen werden die Ärzte ausgebildet, die sich später als Haus- oder Facharzt niederlassen. Diese niedergelassenen Ärzte sind Garant dafür, dass landesweit eine gute medizinische Versorgung möglich ist. Neue Förderwege können dem Facharztmangel begegnen. Das Beispiel der Koordinierungsstelle zur Weiterbildung in der Allgemeinmedizin - kurz KOSTA genannt – soll das verdeutlichen. 138 Förderbescheide im Jahr 2012 zeigen ein hohes Interesse an einer Facharztweiterbildung zum Hausarzt. Damit hat sich die Anzahl der Bescheide zur Anerkennung von Weiterbildungsabschnitten für den Facharzt für Allgemeinmedizin gegenüber dem Vorjahr um etwa 70 % erhöht. Eine zuvor fehlende entsprechende Vergütung dieser Ausbildungszeit in den Praxen und die koordinierte Betreuung der Weiterbildung durch nur einen Ansprechpartner schreckten bisher viele Ärzte ab, eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner zu absolvieren. „Am Beispiel der KOSTA wird deutlich, dass neue Rahmenbedingungen helfen können neue Wege zu gehen. Allein die neue Unterstützung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin durch die KOSTA lässt die Zahlen der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner ansteigen. Das sind manchmal nur kleine Stellschrauben mit überschaubaren finanziellen Belastungen die helfen. Mit dem Ausblick, sich für eine zukunftsweisende medizinische Versorgung einzusetzen, lassen sich bestimmt auch Wähler begeistern“, wirbt die Präsidentin, nicht nur den Blick auf mögliche Beitragssatzsenkungen zu richten, sondern auch mal über den sogenannten Tellerrand im Wahlkampf zu schauen.

Hintergründe und weitergehende Informationen zur KOSTA finden Sie im Internet http://www.kosta-lsa.de/