Wissenschaftspreis für Prof. Steiner (Magdeburg)
Auf der Suche nach den Ursachen von Schizophrenien und Depressionen
Prof. Dr. Johann Steiner, leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Magdeburg, wurde mit dem Hans-Jörg Weitbrecht Wissenschaftspreis 2013 für seine Arbeiten über neuroinflammatorische Prozesse in der Pathophysiologie schizophrener und depressiver Störungen ausgezeichnet.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Steiner ging der Frage nach, ob sich bei der direkten Untersuchung des Hirngewebes psychisch kranker Patienten Hinweise auf inflammatorische und autoimmune Mitursachen schizophrener und affektiver Störungen finden lassen. Anhand der Analysen von Post- mortem-Gehirnen aus der Magdeburger Hirnbank von schizophrenen und depressiven Patienten, die per Suizid in einer psychotischen oder depressiven Krankheitsphase verstarben, konnten die Forscher eine erhöhte Dichte HLA-DR-immunpositiver Mikrogliazellen nachweisen.
In einer histologischen Studie gelang es ferner, eine vermehrte mikrogliale Bildung des endogenen NMDA-Glutamatrezeptor-Modulators Quinolinsäure bei Patienten, die in einer schwer-depressiven Krankheitsphase verstorben waren, zu dokumentieren. Eine dritte Forschungsarbeit analysierte das Auftreten spezifischer antineuronaler Antikörper (NMDAR-Antikörper) bei Patienten mit der klinischen Diagnose einer Schizophrenie. Es wurde dabei gezeigt, dass bei bis zu zehn Prozent der Patienten verschiedene NMDA-Glutamatrezeptor-Antikörper im Blut nachzuweisen sind. Die Forschungsbefunde belegen laut Steiner, dass bei Subgruppen der Patienten neuroinflammatorische Prozesse eine Rolle spielen. Sie ermöglichen ferner einen Brückenschlag zwischen der Immun- und der Glutamathypothese der Schizophrenie und geben Hinweise auf die Entwicklung immunmodulatorischer Behandlungsoptionen.
Der Magdeburger Arzt ist einer der drei Preisträger, denen in diesem Jahr diese Anerkennung zuteil wurde. Der von Bayer Healthcare Deutschland ausgeschriebene und mit 10.000 Euro dotierte Hans-Jörg Weitbrecht Wissenschaftspreis dient der Förderung der klinischen Forschung in der Neurologie und Psychiatrie. Prof. Dr. Steiner wurde die Auszeichnung Ende November beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin überreicht.