Ärztekammer Sachsen-Anhalt: Politiker, nutzt den Sachverstand der Ärzteschaft!
Magdeburg: Wie die Bundesregierung insgesamt, erwarten den neuen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dringende Aufgaben. Die medizinische Versorgung muss zukunftsfest gemacht werden. Hier ist die Politik gefordert, verlässliche und berechenbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Der ambulante wie stationäre Bereich muss so entwickelt werden, dass er für junge Mediziner wieder attraktiv wird. Dann fällt auch die Entscheidung für eine Tätigkeit am Patienten leichter, fordert anlässlich des Neujahrsempfangs der Heilberufe die Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt Dr. Simone Heinemann-Meerz.
Trotz großer Bemühungen um ärztlichen Nachwuchs, u.a. durch großzügige Förderprogramme und Optimierung der Weiterbildung, haben die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung gleichermaßen Sorge um ihn. Der sich entwickelnde Mangel macht sich in den Krankenhäusern verstärkt durch Besetzungsprobleme bemerkbar, im niedergelassenen Bereich stehen Arztpraxen leer und können vor allem in ländlichen Regionen nicht wieder besetzt werden. Ein wichtiger Punkt ist auch die Schaffung der Voraussetzungen für die Weiterbildung des fachärztlichen Nachwuchses im ambulanten Bereich, wie es für den Facharzt für Allgemeinmedizin bereits praktiziert wird.
Der KV-Vorsitzende Dr. John: Die Sicherstellung der ambulanten Versorgung wird immer schwieriger, insbesondere im hausärztlichen Bereich. Lösungen werden nur möglich sein, wenn alle gemeinsam die Probleme erkennen und bei ihrer Lösung an einem Strang ziehen.
Die Delegation von medizinischen Leistungen an besonders qualifiziertes Personal wird zur Sicherung der Versorgung in Zukunft ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Hier müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die bereits vorhandenen Möglichkeiten für den Arzt, Leistungen an Medizinische Fachangestellte mit entsprechender Qualifikation delegieren zu können, greift nur bedingt, da nach den geltenden Regelungen diese Leistungen nur in bereits unterversorgten Gebieten finanziert werden. Das jedoch geht an der Realität vorbei, besonders in Sachsen-Anhalt, einem Land mit einer hohen Zahl älterer multimorbider Menschen.
Alle Maßnahmen werden aber ins Leere laufen, wenn die finanziellen Bedingungen nicht korrigiert werden. Daher ist die Angleichung der finanziellen Mittel für die ambulante Versorgung an die höhere Morbidität der Bürger weiterhin von höchster Priorität. Das bestehende Finanzierungsdefizit im ambulanten Bereich in Höhe von 16,9 Prozent muss geschlossen werden! Hierfür sind die gesetzlichen Vorgaben zu konkretisieren.
Die ersten Äußerungen und Vorschläge des neuen Bundesgesundheitsministers lassen erkennen, dass er den Handlungsbedarf ebenfalls sieht. Da der Weg zum Arzt und bis in die Niederlassung lang ist, gilt es schnell zu handeln, denn das, was jetzt getan wird, wirkt sich frühestens in zehn Jahren aus. Die Botschaft der Ärzteschaft aus Sachsen-Anhalt ist, der Minister solle das Gespräch mit der Ärzteschaft suchen, damit in die Entscheidungen der Sachverstand und die Erfahrungen der Ärzteschaft als Experten in eigener Sache einfließen können.