Wenn der Zappelphilipp erwachsen wird

Kleine Jungen sind nun mal sehr lebhaft, das verwächst sich noch. Falsch gedacht! ADHS ist keine Kinderkrankheit, die mit der Volljährigkeit einfach verschwindet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Gesundheitsmonitors von Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK. 623 betroffenen jungen Erwachsenen wurden befragt. 61 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass die Krankheit sie weiter begleiten wird. 56 Prozent meinen, ihre Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung muss auch im Erwachsenenalter weiter behandelt werden.

Kindlichen Zappler leiden auch als Erwachsene

„Neun von 1000 Einwohnern in Sachsen-Anhalt leiden an ADHS“, sagt Elke Sy. Landesbereichsleiterin der BARMER GEK in Sachsen-Anhalt. „Die hohe Anzahl von betroffenen Kindern und Jugendlichen ist alarmierend. Jedoch haben wir den weitaus höchsten Anstieg an bundesweit diagnostizierten ADHS Fällen in der Altersgruppe der

20-24 Jährigen“, so Sy. Aktuell wurden junge Erwachsenen befragt, die bereits als Kinder und Jugendliche wegen ADHS in Behandlung waren. 37 Prozent von ihnen gaben an, nach wie vor unter den typischen Symptomen wie starker Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Unruhe zu leiden. 42 Prozent berichten sogar von mittleren oder starken Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit in Schule, Ausbildung oder am Arbeitsplatz.

Therapien auch für Erwachsene

Für die Betroffenen ist eine fortlaufende Therapie wichtig, auch wenn sie den Kinderschuhen entwachsen sind. Tatsächlich aber kommt es mit der Volljährigkeit oft zu einem Therapiebruch. Nur 12 Prozent der Befragten habe der behandelnde Arzt eine Weiterbetreuung nach dem 18. Geburtstag vermittelt. Bei knapp 14 Prozent der Betroffenen findet ein Arzt- bzw. Therapeutenwechsel statt. 18 Prozent gaben an, dass es schwierig sei, sich weiter behandeln zu lassen. Rund die Hälfte der jungen Erwachsenen mit ausgeprägten ADHS-Problemen suchte überhaupt keinen Arzt auf. „Hier sind rechtzeitige Gespräche des Therapeuten über eine mögliche Weiterbehandlung oder Spezialsprechstunden für junge Erwachsene mit ADHS notwendig. Sie könnten die Behandlungskette wesentlich verbessern“, so Sy.

Weitere Informationen:
Gesundheitsmonitor http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/prj_7097.htm
BARMER GEK Arztreport 2013 http://www.barmer-gek.de/543475