434 Millionen Euro für Innovationsoffensive und Infrastruktur

Der 3. März 2022 war ein großer Tag für die Universitätskliniken in Sachsen-Anhalt: Durch einen Vertrag mit dem Land erhalten Magdeburg und Halle Geld. Mit 247 Mio. Euro geht ein Großteil der Summe an die Uniklinik Magdeburg. Damit soll in Infrastruktur investiert und Innovationsoffensive gestartet werden. Ziel ist eine hochmoderne Krankenversorgung, die für künftige Pandemien besser gerüstet ist.
„Das ist ein sehr wichtiges Signal für eine moderne Universitätsmedizin in Sachsen-Anhalt. Das frische Geld wird uns einen großen Schub geben, strukturell und inhaltlich“, so der Ärztliche Direktor Prof. Hans-Jochen Heinze. „So können wir Innovationen wie das Thema Robotik und die Vernetzung mit der Region offensiv vorantreiben.“
Die frischen Finanzmittel werden wesentlich für Investitionen in die Infrastruktur genutzt. Das sind bauliche und organisatorische Maßnahmen zur Eindämmung, Vermeidung und Übertragung von Infektionskrankheiten und zur Verbesserung von Diagnostik.
 
Präzisionsmedizin: Maßgeschneiderte Therapien
 
Gleichzeitig soll das Geld richtungsweisende Innovationen vorantreiben. Eines der Zukunftsfelder und Profilthema der Unimedizin Magdeburg ist die Präzisionsmedizin. Darunter versteht man eine personalisierte Form der Krankheitsbetrachtung, bei der individuelle Gesichtspunkte bezüglich Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krankheiten Berücksichtigung finden. Hierbei spielen statistische Verfahren eine wichtige Rolle, um aus Daten klinischer Studien die Wirksamkeit von Interventionsverfahren auf Grundlage der Patientencharakteristika vorherzusagen. So finden beispielsweise Klassifizierungen von Krebsarten nach molekularen Mechanismen und Biomarkern statt, die einen Tumor besser und präziser definieren und so eine maßgeschneiderte Therapie ermöglichen.
 
Roboter mit Gefühl
 
Ein weiteres Innovationfeld sind neue Robotertechnologien. Ein Team am Uniklinikum entwickelt derzeit einen klinischen Roboter, der einen Tastsinn wie ein Mensch haben soll. Wenn es gelingt, dass ein Arzt durch einen Roboter einen Patienten abtasten und damit die Diagnose stellen könnte, wäre das eine wegweisende Entwicklung. Dieser Roboter ließe sich für die Versorgung in Pandemien genauso einsetzen, wie in gering besiedelten Gebieten oder bei der Pflege von adipösen Patienten. Mittels Robotik und Telemedizin könnten künftig auch Operationen in regionalen Krankenhäusern durch das Universitätsklinikum begleitet werden.

Digitale Plattform für interdisziplinäre Behandlung
 
Das Budget wird auch in Digitalisierung der Krankenversorgung investiert. Neue digitale Plattformen für Telemedizin sollen den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts einen besseren Zugang zur medizinischen Expertise des Uniklinikums bieten. Der Leitgedanke ist der Aufbau einer zentralen digitalen Plattform, auf die Behandlungspfade gemeinsam mit den regionalen Krankenhäusern, Arztpraxen und den Notfallversorgern evidenzbasiert organisiert werden. Die wesentlichen Komponenten sind dabei digitales häusliches Monitoring, telemedizinische Diagnostik, interdisziplinäre und interprofessionelle Fallkonferenzen sowie Robotik-unterstützte Therapie.
 
Bundesweiter Systemzuschlag gefordert
 
„Die Zahlungen aus der Betrauungsvereinbarung sind sehr wichtig für uns“, so Dr. Kerstin Stachel. „Damit können wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abdämpfen. Aber es bedeutet auch, den Kurs der Sanierung und Transformation fortzusetzen. Er erfordert von allen Kliniken und Instituten auf dem Campus substanzielle und nachhaltige Anstrengungen, weil wir bis 2027 ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erwirtschaften müssen. Das ist Teil der Vereinbarung.“
Die seit fast zwei Jahren andauernde Pandemie hat zu massiven Mehrbelastungen und Einnahmeverlusten an unserer Uniklinik wie auch an den anderen Unikliniken geführt. Für 2021 wird ein negatives Betriebsergebnis von etwas mehr als 50 Mio. Euro erwartet. „Das Minus wird zwar jetzt durch die Zahlungen des Landes ausgeglichen. Es muss aber ein Systemwechsel her, der dafür sorgt, dass alle unsere Leistungen kostendeckend vergütet werden“, sagt dazu Dr. Kerstin Stachel.
 
Denkbar wären eine Sockelfinanzierung und ein bundesweiter Systemzuschlag. „Ohne Frage: Hochleistungsmedizin ist kostenintensiv. Mit zunehmendem technischen Fortschritt, einer alternden Bevölkerung und dem gleichzeitigen politischen Willen, alle Bürger und Bürgerinnen medizinisch bestmöglich zu versorgen, müssen Unikliniken aber besser finanziert werden“, so Stachel weiter.
 
 
*Hintergrund Betrauungsvereinbarung:
Das Wort „Betrauung“ drückt aus, dass die Vereinbarungen mit den Universitätsklinika und die hieraus resultierenden Zahlungen des Landes EU- beihilferechtlich geprüft wurden. EU-Beihilfe-Prüfungen sind insbesondere zur Vermeidung von wettbewerbsverzerrenden Zahlungen des Staates an Unternehmen, aber auch an Anstalten des öffentlichen Rechts (wie die Universitätsklinika) rechtliche Voraussetzung.
 
Foto:
Gemeinsame Unterzeichnung der Betrauungsvereinbarung (v. l.): Marco Bohn, Kaufmännischer Direktor, Universitätsklinikum Halle (Saale), Prof. Dr. med. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Halle (Saale), Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Michael Richter, Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. med. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg, Dr. Kerstin Stachel, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Magdeburg
Fotoquelle: Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt