Apotheker in Sachsen-Anhalt gaben Einblick in ihren Arbeitsalltag
Praktiker beim Erstsemester:
(Apothekerkammer S-A, 26. Januar 2016). Einmal Apotheker, immer Apotheker? Und will ich wirklich mein Berufsleben in einer Offizin verbringen? Um die vielfältigen Berufsmöglichkeiten auch außerhalb von Apotheken vorzustellen, haben sich Praktiker unterschiedlichster Aufgabengebiete dem Erstsemester vorgestellt. 70 Studenten des Instituts für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg folgten am Montag der Einladung der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt zur Präsentation späterer Arbeitsplätze. Die Kammer hatte eine Idee des Fachschaftsrates Pharmazie (Studentische Vertretung) aufgegriffen und Apotheker unterschiedlichster Tätigkeiten an die größte Ausbildungsstätte Mitteldeutschlands geholt.
Ich freue mich, Ihnen hier Pharmazeuten aus der Praxis vorstellen zu können, so Dr. Bernd Rattay, Vizepräsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Nach der Vorstellung der Kammeraufgaben lenkte er die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf einen möglichen Arbeitsort des Apothekers - die Universität. Denn der Vizepräsident hat sich nach seinem Pharmaziestudium für die Forschung und Lehre entschieden und ist heute wissenschaftlicher Mitarbeiter. Auch Dagmar Stein ist in der Lehre tätig. Sie bildet an der berufsbildenden Schule V in Halle die Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) aus.
Einen lebhaften Einblick in die praktische Berufswelt gewährte Oberfeldapotheker Hartmut Berge. Er leitete mehr als sieben Jahre lang die größte unterirdische Apotheke Deutschlands. Diese befindet sich in einem acht Kilometer langen Stollensystem in Blankenburg (Harz). Heute ist er Kompaniechef in Weißenfels. Apotheker bei der Bundeswehr ist ein abwechslungsreicher und interessanter Beruf. Er setzt Flexibilität voraus. Versetzungen gehören zum Soldatenberuf, ebenso Auslandseinsätze. So habe ich beispielsweise im Schlamm eine Apotheke in der vom Tsunami zerstörten Provinz Banda Aceh auf der indonesischen Insel Sumatra aufgebaut. Auch haben mich meine Auslandseinsätze insgesamt zwei Jahre lang nach Afghanistan geführt. Entschädigt werde ich jedoch durch Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen, die mir kein anderer Beruf bieten kann, so Hartmut Berge.
Über ihren Arbeitsalltag in der Krankenhauspharmazie berichtete Almut Jäck. Meine Lebensplanung ging sehr früh in die klinische Richtung. Daher habe ich schon während des Studiums meinen Schwerpunkt darauf gelegt. Jäck ist angestellt im Harzklinikum Wernigerode und dort eine von fünf Pharmazeuten der Krankenhausapotheke. Von klinischen Studien über onkologische und geriatrische Pharmazie bis hin zum Medikationsmanagement reicht ihre Tätigkeit.
Den wohl klassischen Arbeitsalltag in einer öffentlichen Apotheke stellte Christoph Jacke vor. Selbst Absolvent des Instituts war er zunächst angestellter Apotheker. Jacke: Ich hatte wirklich Glück. Meine Chefin ließ mich in alle Bereiche der Apotheke reinschauen. So hatte ich nach fünf Jahren genug Rüstzeug, um den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Mit einer klassischen Neugründung eröffnete er in Halle die Apotheke am Händelhaus. Ohne familiären Hintergrund musste er sich in alle Bereiche selbst einarbeiten. Die Bürokratie ist nicht zu unterschätzen. Aber auch ein Team zu führen ist nicht immer leicht. Mittlerweile habe ich zu delegieren gelernt. Heute bin ich Heilberufler und Kaufmann in einer Person, erklärt der engagierte Praktiker, der seinen Weg immer wieder so einschlagen würde. Ich habe am Handverkaufstisch quasi das ganze Leben vor mir. Es beginnt mit der Schwangerschaft, dann über die kleinen Kinder zu normalen Erkrankungen und Wehwehchen bis hin zur Betreuung am Lebensende. Mehr Abwechslung geht kaum, wenn man gern mit Menschen arbeitet wirbt Jacke für eine spätere Tätigkeit in der Offizin.
Ein kaum bekanntes Arbeitsfeld stellte Elke Weitershaus vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Referat Gesundheitswesen, Pharmazie vor. Sie ist in der Hallenser Behörde zuständig für die gesamte Bandbreite der Arzneimittel. Dazu zählen das Überwachen der Arzneimittelwirkstoffe und Arzneimittelherstellung. Dann geht es auch um die Kontrolle bei den Vertriebswegen bis hin zur Apothekenüberwachung. Ich gehe in die Unternehmen und kontrolliere, ob Gesetze und Richtlinien eingehalten werden. Für mich eine interessante Arbeit. Zumal seit diesem Jahr auch Apotheken mit Sonderherstellungen wie Zytostatika und Verblisterungen mit überwacht werden müssen, erklärt sie. Ihr Rat: Vor einem Wechsel in die Behörde sollte man in der Industrie beschäftigt gewesen sein, da diese Erfahrungen benötigt werden. Außerdem sind gute Kenntnisse des Arzneimittelrechts von Vorteil.
Apothekerin Josefine Müller ist als Einzige aus der Runde bei Ärzten gelandet. Als Mitarbeiterin der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt in Magdeburg berät sie Ärzte in allen Fragen zum Arzneimittel. Ärzten drohen Regresse. Um diese zu verhindern, berate ich praktizierende Mediziner in Fragen zum Arzneimittel. Meine Erfahrungen mit den Ärzten sind unterschiedlich. Aber wenn sie unsere Fachkompetenz erst erkannt haben, sind sie dankbar für die Hilfe, erklärt sie den Studenten.
Zu kurz kam am Abend die berufliche Perspektive in der pharmazeutischen Industrie. Da ein Industrieapotheker jedoch abgesagt hatte, musste es bei einigen kurzen Einführungen zum industriellen Arbeitsleben bleiben.
Lebhafte Diskussionen zwischen den Praktikern und Studenten entwickelten sich dann im Anschluss an die Präsentation bei lockeren Gesprächen am Buffet.