Die Schaltkreise des Denkens entschlüsseln: Neue Professur für Circuit Neuroscience gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Neurobiologie
Innovative Hirnforschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie stärken
Prof. Dr. Janelle Pakan erforscht die sensorischen und motorischen Systeme im Gehirn und untersucht was passiert, wenn diese nicht richtig funktionieren, insbesondere im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen. An der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat die Neurowissenschaftlerin jetzt die Professur für Circuit Neuroscience angetreten. Die 42-Jährige wurde nach dem sogenannten „Jülicher Modell“ gemeinsam von der Universität Magdeburg und Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg berufen. Diese Art der Berufung ist vor allem für die Personen interessant, die sich intensiv der Forschung widmen möchten. Gleichzeitig fördert es den Wissensaustausch zwischen den Einrichtungen und stärkt das neurowissenschaftliche Forschungsprofil des Standortes.
Der Fokus von Prof. Pakan liegt auf der Erforschung der komplexen neuronalen Schaltkreise, die unsere Denkprozesse steuern. „Es geht darum zu verstehen, wie unser Gehirn sensorische und motorische Reize während des Lernens integriert und welche Störungen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson auftreten. Diese Forschung trägt dazu bei, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, wie Gehirn und Verhalten in der dynamischen Komplexität der 'realen Welt' interagieren“, erklärt sie.
Die gebürtige Kanadierin bringt über 18 Jahre Erfahrung aus den Bereichen Neuroanatomie, Systemneurologie und translationaler Wissenschaft mit. Dazu machte sie an verschiedenen renommierten Universitäten in Kanada, Irland und dem Vereinigten Königreich Station. Derzeit leitet sie die Forschungsgruppe „Neuronale Schaltkreise und Netzwerkdynamik“ am Leibniz-Institut für Neurobiologie. Für die Forschung kommen innovative Techniken zum Einsatz, darunter die Zwei-Photonen-Mikroskopie, neuroanatomische und bildgebende Verfahren sowie translationale Krankheitsmodelle. Damit sind detaillierte Einblicke in lebende Zellen und Gewebe möglich und verschiedene Hirnstrukturen können genauer untersucht werden.
Mit ihrer Forschung möchte die Neurobiologin das neurowissenschaftliche Netzwerk in Magdeburg weiter stärken. „Ich freue mich darauf, einen Beitrag zu leisten, der nicht nur wissenschaftlich bedeutend ist, sondern auch praktische Anwendungen für die Menschen hat“, so Prof. Pakan. Die Erkenntnisse aus ihrer Forschung seien nicht nur entscheidend für das Verständnis der grundlegenden Gehirnfunktionen, sondern auch für die Entwicklung effizienterer Assistenztechnologien und die Förderung der kognitiven Vitalität in einer alternden Gesellschaft.
Zur Person:
Prof. Janelle Pakan, geb. 1981 in Kanada, studierte Psychologie und Biologie an der University of Alberta, wo sie 2009 im Bereich Neurowissenschaften promovierte. Als NSERC Fellow am Brain Research Centre der University of British Columbia in Kanada setzte sie ihre Forschung fort, gefolgt von einer Zeit als NSERC/IRCSET Fellow am BioSciences Institute des University College Cork in Irland von 2010 bis 2013. Von 2014 bis 2017 war sie Marie Skłodowska-Curie Intra-European Fellow am Centre for Integrative Physiology der University of Edinburgh in Großbritannien. Seit 2017 leitete sie eine Forschungsgruppe am Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (IKND), ist Mitglied und Direktorin des Centre for Behavioral Brain Sciences (CBBS) der Universität Magdeburg und gleichzeitig am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Magdeburg tätig. Als neu ernannte Professorin leitet sie nun weiterhin ihre Forschungsgruppe am Leibniz-Institut für Neurobiologie.
Jülicher Modell
Laut §37 des Hochschulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt können Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gemeinsame Berufungsverfahren zur Förderung der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre vereinbaren. Im „Jülicher Modell“ (auch Beurlaubungsmodell genannt) wird der Rufinhaber gleichzeitig an die Hochschule berufen und beurlaubt, um sofort eine Leitungsaufgabe an der außeruniversitären Einrichtung zu übernehmen. Ziel ist die effektive Vernetzung von Hochschul- und außeruniversitärer Forschung zur Entwicklung von Exzellenz, gezielter Nachwuchsförderung und dem Aufbau von Kompetenznetzwerken.
Foto: Die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Janelle Pakan erforscht die Schaltkreise des Gehirns. Fotograf: Universitätsmedizin Magdeburg