Forschung im Labor - immer mit dem Auge auf die Klinik

Professorin Hortense Slevogt erforscht die Regelkreisläufe der Immunabwehr

"Während meiner klinischen Tätigkeit habe ich viele Sepsis-Patienten betreut, ich kenne die Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung und die sich daraus ergebenden Fragen", so Hortense Slevogt, die als Internistin mit dem Schwerpunkt Infektiologie jahrelange klinische Erfahrung hat. Der Beantwortung der vielen offenen Fragen in der Diagnostik und der Therapie der Sepsis, einer aus dem Ruder gelaufenen Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion, widmet sich in Jena ein Cluster aus Forschungsinstitutionen und innovativen Unternehmen. Dazu gehört das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Zentrum für Innovationskompetenz "Septomics", in dem Professorin Hortense Slevogt die Nachwuchsgruppe "Host Septomics" leitet.

Der Name der Gruppe ist Programm: Forschungsgegenstand der vier Naturwissenschaftler und zwei Doktoranden sind die Abwehrmechanismen, mit denen die Zellen des Wirts (‚Host’) auf das Eindringen von Infektionsserregern reagieren. "Uns interessiert dabei besonders die Regulation dieser Prozesse – wie werden sie in Gang gesetzt und abgebremst, unterscheidet sich die Immunreaktion auf Pilze von der auf Bakterien, gibt es Signalketten oder Prozesse, die spezifisch sind für Gewebe oder Erreger?" Ein wesentliches Ziel der Untersuchungen ist es, neue diagnostisch verwertbare molekulare Marker zu finden. Diese sollen helfen, Infektionen früh und eindeutig zu diagnostizieren und bestimmte Bakterien von Pilzerregern zu unterscheiden.

Wichtigste Partner der Gruppe von Professor Slevogt werden dabei die beiden anderen Arbeitsgruppen im Zentrum sein, die sich mit Pilzinfektionen und mit klinischen Studien zur Sepsis beschäftigen. Enge Kontakte zu den Intensivmedizinern, Internisten und Transfusionsmedizinern des Uniklinikums und den Wissenschaftlern am Hans-Knöll-Institut bestehen schon oder werden gegenwärtig geknüpft. "Die enge Anbindung an die klinischen Disziplinen ist Impulsgeber und Korrektiv für unsere Arbeit", betont Hortense Slevogt. Zum Ende dieses Jahres wird ihre Arbeitsgruppe in den bis dahin fertig gestellten Septomics-Neubau einziehen, gegenwärtig ist ihre Gruppe im direkt benachbarten Forschungszentrum Beutenberg des Universitätsklinikums untergebracht.

Für ihre neue Forschungsaufgabe kann Hortense Slevogt auf weit reichende Erfahrungen als klinisch tätige Internistin und erfolgreiche Wissenschaftlerin bauen. Nach ihrem Medizinstudium an der FU Berlin legte sie das deutsche und später auch das amerikanische Staatsexamen ab, absolvierte ihre Facharztausbildung an der Charité und erwarb Zusatzqualifikationen in der Infektiologie und Tropenmedizin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind molekulare Prozesse des angeborenen Immunsystems bei der Erkennung von Krankheitserregern und in der Wechselwirkung von Erregern und Gewebe in der Lunge. Für ihre Habilitation über dieses Thema wurde Slevogt mit dem Rahel-Hirsch-Stipendium der Charité gefördert.

Die Unterstützung von Frauen in der Wissenschaft liegt der zweifachen Mutter sehr am Herzen. In ihrer Gruppe arbeitet eine Nachwuchswissenschaftlerin mit Familie. "Derzeit fehlen für Wissenschaftlerinnen noch effiziente Förderprogramme und Teilzeitregelungen, die Frauen den Wiedereinstieg und die Koordination von Familie und Labor erleichtern würden", so die Medizinerin.
Sie und ihre Familie stellen dieses Koordinationsgeschick mit dem jetzigen Antritt ihrer Professur und beim für das nächste Jahr geplanten Umzug ihrer Familie von Berlin nach Jena eindrucksvoll unter Beweis.

Kontakt:
Prof. Dr. Hortense Slevogt
Forschungsgruppe Host Septomics, ZIK Septomics,
Forschungszentrum Beutenberg , Albert-Einstein-Str. 8, 07745 Jena
Tel.: 03641/ 9395501
E-Mail: Hortense.Slevogt@med.uni-jena.de