Jung: Qualitativ hochwertige Universitätsmedizin braucht solide Finanzierungsgrundlage

Diskussion um Finanzierung der Uniklinik Halle

„Den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten eine Mitschuld an den finanziellen Engpässen der Uniklinik in Halle zu geben, entbehrt jeder Grundlage und ist so falsch wie moralisch bedenklich“, kommentierte Dipl.-Med. Bruno Jung, HNO-Arzt und Landesvorsitzender des Hartmannbund-Landesverbandes Sachsen-Anhalt entsprechende Äußerungen des Wissenschaftsminister Hartmut Möllring.

„Ärzte überweisen medizinisch indiziert. Wer wie Möllring allen Ernstes das Gegenteil unterstellt, muss nicht nur in der Lage sein es zu beweisen, sondern sich auch im Klaren sein, welchen Schaden er damit dem Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient und nicht zuletzt seinem Land, dem zu dienen er als Minister einen Eid geschworen hat, zufügt.“ Ein Land, das solche Minister habe, brauche sich über Arztmangel nicht zu wundern, so Jung. „Wie will Möllring in einem solchen Klima des Misstrauens junge Ärztinnen und Ärzte dazu bewegen, eine Praxis zu übernehmen und die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen?“

Statt in derartiger Stammtischmanier vermeintlich Schuldige ausfindig zu machen, gelte es, die Verantwortlichen des Uniklinikums bei ihren aktuellen Anstrengungen und Kooperationsideen zur Lösung der Probleme tatkräftig und konstruktiv zu unterstützen, mahnte Jung. Im Übrigen stehe das Uniklinikum in Halle mit der grundsätzlichen Finanzproblematik nicht allein, es handle sich vielmehr um ein bundesweites Problem. Uniklinika bewältigen von der Notfallversorgung über die teure Behandlung seltener Krankheiten bis zur Arztausbildung und der wissenschaftlichen Forschung eine einzigartige Kombination von Aufgaben.

„Wir brauchen starke Universitätsklinika“, machte Jung klar. „Bei der Finanzierung sind jedoch neben der Politik beispielsweise auch die Kostenträger gefragt, denn die Fallpauschalen sind nicht dazu geeignet, komplexe Hochkostenfälle adäquat abzubilden. Gerade in die Universitätsklinika aber kommen viele schwere und kostenintensive Patienten mit komplexen Erkrankungen“, erläutert Jung und führt weiter aus: „Diese Patienten überschreiten den Behandlungsrahmen der peripheren Krankenhäuser oft in vieler Hinsicht, deshalb können auch ihre Behandlungskosten nicht in Pauschalen-Schemata abgebildet werden. Wenn wir qualitativ hochwertige Universitätsmedizin haben wollen, müssen wir sie auch bezahlen!“