Keine Scheu vorm Zahnarztbesuch

Zahnreport: 2014: Sachsen-Anhalter nutzen Vorsorge

Halle / Magdeburg: Bereits zum vierten Mal gibt der BARMER GEK Zahnreport einen umfassenden Überblick zur zahnärztlichen Versorgung in Deutschland auf Basis der anonymisierten Abrechnungsdaten von mehr als acht Millionen Versicherten.

„Erfreulicher Weise gehen jährlich 58 Prozent der Sachsen-Anhalter zur Zahnvorsorge – bundesweit der höchste Wert nach Thüringen und Sachsen“, sagte Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK, bei der Vorstellung des aktuellen Zahnreports in Halle. Insgesamt suchten im Jahr 2012 mehr als 76 Prozent der Menschen zwischen Arendsee und Zeitz einen Zahnarzt auf – auch dies ist bundesweit der dritthöchste Wert. „Unsere Analysen zeigen, dass es bei der Zahnprävention ein deutliches Ost-West-Gefälle gibt“, ergänzte Wiedemann. „Die Experten gehen davon aus, dass die Langzeitwirkung der frühkindlichen Sozialisation in Kindertagesstätten und Schulhorten der ehemaligen DDR eine Ursache dafür sind.“

Die guten Werte für Sachsen-Anhalt begrüßt auch der Direktor der Universitäts-Zahnklinik Halle (Saale), Prof. Dr. Hans-Günter Schaller. „Das heißt aber auch, dass bisher nur etwa jeder zweite Sachsen-Anhalter die prophylaktischen Leistungen nutzt. Es ist zu überlegen, wie man die Beteiligung an der Vorsorge noch erhöhen kann“, so Schaller. Zumal die regelmäßige Zahnvorsorge den Krnakenkassen-Zuschuss beim Zahnersatz deutlich erhöhen kann.

Auch Kassenchef Wiedemann machte deutlich, dass längst nicht alles strahlend ist: „Schaut man auf die Früherkennungsuntersuchungen von Kindern und Jugendlichen, dann erreicht Sachsen-Anhalt nur noch einen Platz im oberen Mittelfeld.“ Hingegen konkurrieren in diesem Segment mittlerweile Bayern und Baden-Württemberg mit Thüringen und Sachsen um die Spitzenposition aller Bundesländer. „Um die Scheu vor dem Zahnarztbesuch bei den Kleinsten gar nicht erst entstehen zu lassen und zugleich eine bestehende Vorsorgelücke bei den Kindern unter 30 Monaten zu schließen, hat die BARMER GEK als erste Krankenkasse im Land jüngst die dentale Frühprävention erheblich ausgeweitet“, ergänzte Wiedemann. Seit April können Versicherte bei Sachsen-Anhalts größter Ersatzkasse dieses Angebot nutzen und so die Gesundheit ihrer Kleinkinder verbessern.

Wurzelbehandlungen sind wichtig für Zahnerhalt
Für das Schwerpunktkapitel des aktuellen Zahnreports wurden zudem bundesweit 556.000 Zahnwurzelbehandlungen ausgewertet und ihre „Karrieren“ über drei Jahre hinweg betrachtet. Derartige wissenschaftliche Längsschnittbetrachtungen stellen in dieser Größenordnung ein Novum dar. Und die Ergebnisse sind durchaus erfreulich: Demnach mussten 84 Prozent der Zähne nach einer Wurzelkanalbehandlung nicht erneut behandelt oder gar gezogen werden, erläuterte Professor Schaller. „Wurzelbehandlungen sind also ein wichtiges Instrument zum Zahnerhalt.“

Den Ergebnissen des Reports zufolge wird innerhalb von drei Jahren nach einer Wurzelbehandlung nur etwa jeder neunte behandelte Zahn entfernt. Die Backenzähne (85 bis 86 Prozent) haben sogar eine niedrigere Rate von Folgebehandlungen als Frontzähne (82 Prozent). Auch hier lohnt sich die rechtzeitige Konsultation des Zahnarztes. Allein im Jahr 2012 wurde bundesweit bei sechs Prozent der Versicherten eine Wurzelbehandlung durchgeführt. „Hier lag Sachsen-Anhalt mit einem Therapieanteil von sieben Prozent im oberen Viertel der Bundesländer“, ergänzte Professor Schaller.

Fakten aus dem BARMER GEK Zahnreport 2014

  • Den größten Anteil an den Leistungen der vertragszahnärztlichen Versorgung hat der Bereich der „konservierenden, chirurgischen und Röntgenleistungen“. Dies wird von 70 Prozent aller Versicherten in Anspruch genommen. Mit deutlichem Abstand folgen Leistungen aus dem Bereich Zahnersatz (10 Prozent Inanspruchnahme) und Parodontalbehandlungen (1,3 Prozent Inanspruchnahme).
  • Die Inanspruchnahmerate für „Zahnersatz und Zahnkronen“ lag 2012 für Neueingliederungen bei 5,6 Prozent. Die Gesamtkosten für neuen Zahnersatz lagen inklusive Eigenanteil bei durchschnittlich 1.295 Euro, für Wiederherstellungen wurden durchschnittlich 111 Euro je Fall aufgewandt (einschließlich Eigenanteil).
  • Für das Schwerpunktkapitel „Wurzelbehandlungen“ wurden bundesweit insgesamt rund 150.000 Zähne nach einer so genannten „direkten Überkappung“ beobachtet. Bei dieser Behandlung wird freiliegendes oder verletztes Zahnmark abgedeckt, um eine weitergehende Wurzelkanalbehandlung zu vermeiden. Dies gelang im Beobachtungszeitraum 2010 bis 2012 in rund 72 Prozent der Fälle.
  • Außerdem wurde analysiert, inwieweit nach einer Wurzelbehandlung weitere Behandlungen folgen mussten. Dabei zeigte sich, dass 84 Prozent aller wurzelbehandelten Zähne in den Jahren 2010 bis 2012 keiner weiteren Behandlung bedurften. Wird eine Folgebehandlung notwendig, so ist dies am häufigsten eine Extraktion des Zahnes. Zweithäufigste Folgebehandlung ist die Wurzelspitzenresektion, am geringsten ist die Zahl der Fälle, in denen eine Wurzelbehandlung wiederholt werden musste. 

BARMER GEK Zahnreport 2014 als pdf-Dokument