Magersucht: Wie mit Hilfe der Telemedizin eine Versorgungslücke geschlossen und Rückfälle verhindert werden sollen
Nach einer erfolgreichen (teil-)stationären Behandlung von Betroffenen mit Magersucht (Anorexia nervosa) bleiben oft Symptome bestehen, die zu wiederkehrenden Rückfällen führen. Für eine langfristige Genesung und um die Nachsorge von Betroffenen dauerhaft zu verbessern, wird in einer bundesweiten Studie die Wirksamkeit eines neuartigen ambulanten Therapie- und Versorgungskonzeptes mittels Video-basierter Telepsychotherapie zur Behandlung von Magersucht untersucht. Die Magdeburger Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Florian P. Junne ist eines von 9 Studienzentren in ganz Deutschland. Die Studie, koordiniert von der Universitätsklinik Tübingen, wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Von Magersucht sind besonders häufig junge Frauen betroffen. Sie leiden zum Beispiel unter einer sehr negativen Körperwahrnehmung und haben teils große Angst davor an Gewicht zuzunehmen. Typisch ist deshalb ein starker Gewichtsverlust oder anhaltendes teils extremes Untergewicht. Der Experte für psychosomatische Medizin erklärt, wieso es nach einem vermeintlichen Therapieerfolg immer wieder zu Rückfällen kommt: Mit der Rückkehr in den Beruf oder in das soziale Umfeld nach einem stationären Aufenthalt erleiden viele Betroffene häufig Rückfälle in die Krankheit. Wir sehen einen Grund dafür in einer Versorgungslücke in dem unmittelbaren Übergang zwischen stationärer Therapie im Krankenhaus und der ambulanten Behandlung im Anschluss. Die Nachsorge müsse laut Prof. Junne noch besser auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten werden, um Therapieerfolge dauerhaft zu stabilisieren.
Die Behandlung im Rahmen der SUSTAIN-Studie schließt deshalb direkt an die stationäre Therapie an und wird hauptsächlich über Video-Telepsychotherapie mit speziell geschulten Therapeut:innen durchgeführt. Sie umfasst 20 Therapiesitzungen über einen Zeitraum von 8 Monaten. Eine solche Nachsorgetherapie kann die Qualität der Behandlung von Magersucht deutlich verbessern, nicht nur, weil damit auch Barrieren überwunden werden können, sondern weil wir damit auch den medizinischen Versorgungsanforderungen im Flächenland Sachsen-Anhalt versuchen mit neuen Technologien zu begegnen.
Studienteilnehmer:innen gesucht
Die neue Anschlussbehandlung richtet sich an erwachsene Patient:innen mit Magersucht, die eine Gewichtszunahme in der stationären Akuttherapie erreicht haben. Weitere Informationen und wie man teilnehmen kann, findet man unter https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/sustain.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Florian P. Junne, Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel.: 0391/67-15200, kpsm@med.ovgu.de
Foto: Portrait von Prof. Dr. med. Florian P. Junne, Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Fotografin Melitta Schubert/UMMD