Presseerklärung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Zu den Ergebnissen der Kostenstrukturerhebung bei Arztpraxen des Statistischen Bundesamtes erklärt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler:

Berlin, 16. August 2013 – "Die vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Überschüsse für die Jahre 2007 bis 2011 bedeuten einen jährlichen Zuwachs von vier Prozent. Nach Abzug des Inflationsausgleiches konnten Vertragsärzte somit eine reale Steigerung von jährlich zwei Prozent erzielen. Ein Zuwachs in dieser Höhe ist nicht nur gerechtfertigt, sondern nach mehr als zwanzig Jahren strikter Budgetierung dringend erforderlich.

Wenn wir junge Ärzte für die ambulante Versorgung gewinnen wollen, brauchen wir eine ausreichende Finanzierung. Deshalb sind die Zahlen des Statistischen Bundesamtes das richtige Signal. Es geht darum, die ambulante medizinische Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen.

Der Überschuss (Reinertrag) einer Arztpraxis ist im Übrigen nicht mit dem Brutto- oder Nettoeinkommen eines Arbeitnehmers vergleichbar. Aus dem Überschuss zahlen die Ärzte nicht nur die Einkommenssteuer (rund 47.000 Euro), die Altersvorsorge (etwa 18.000 Euro) sowie die Kranken- und Pflegeversicherung (8.000 Euro). Daraus müssen auch Investitionen bezahlt und Kredite getilgt werden, die die Ärzte aufnehmen, um den Praxisbetrieb zu finanzieren.

Die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes zeigen auch, dass die Kosten in den Arztpraxen wie für Personal, Miete, Heizung und Strom in den Jahren 2007 bis 2011 um 21 Prozent gestiegen sind. Deshalb ist der Anstieg der Umsätze absolut gerechtfertigt. Jahrelang war der Kostenanstieg in den Praxen nicht ausreichend berücksichtigt worden. Dies gilt auch für die zunehmende Zahl von Behandlungen aufgrund der veränderten Morbidität und der Verlagerung von Leistungen aus dem Krankenhaus in den ambulanten Sektor. Dadurch haben die Ärzte immer mehr Leistungen ohne Vergütung erbracht.

Allerdings, das weist der Bericht auch aus, stammen die Zuwächse zum großen Teil aus der privatärztlichen Versorgung. Nur 69 Prozent der Einnahmen der Arztpraxen im Jahr 2011 resultierten aus der Behandlung von gesetzlich krankenversicherten Patienten, obwohl rund 90 Prozent der Bundesbürger bei einer gesetzlichen Krankenkasse und nicht privat versichert sind. Dies ist auch ein Grund dafür, dass die Einnahmen der Vertragsärzte bundesweit sehr unterschiedlich sind."

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