pwc und Prof. Dr. jur. Bussmann (Uni Halle) veröffentlichen Studie "Wirtschaftskriminalität – Pharmaindustrie“

Pharmabranche fehlt Rezept gegen Korruption
Die Pharmahersteller sind in den Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten sensibler für Korruptionsrisiken geworden. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ziehen die Unternehmen allerdings kaum Konsequenzen – eine systematische Korruptionsprävention ist nach wie vor die Ausnahme.

Für die sechste Studie zur Wirtschaftskriminalität wurden im Sommer 2011 deutschlandweit 830 Unternehmen befragt, darunter 36 aus der Pharmabranche. An einer Folgebefragung von 2013, in der die Einschätzung der Korruptionsrisiken in Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten abgefragt wurde, nahmen 50 Unternehmen aus der Pharmabranche teil.

Der Vergleich der Ergebnisse von 2013 und 2011 belegt, dass gängige Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten deutlich kritischer bewertet werden. Gut drei von vier Pharmaunternehmen sehen in Zusammenhang mit der Überlassung von Geräten oder auch dem Abschluss von Beraterverträgen signifikante Korruptionsrisiken – vor zwei Jahren hatte erst gut die Hälfte der Unternehmen entsprechende Bedenken.

„Offenkundig haben prominente Verdachtsfälle, in denen niedergelassene Ärzte für mehr oder weniger verdeckte Zuwendungen bevorzugt bestimmte Medikamente verschrieben haben sollen, den Pharmaunternehmen die Risiken deutlich vor Augen geführt. Allerdings tun viele Unternehmen nach wie vor zu wenig, um derartige Absprachen zu unterbinden“, kritisiert Michael Burkhart, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma.

Korruptionsprävention wenig verbreitet
Nur jedes dritte Pharmaunternehmen (Stand 2011) verfügt über ein spezifisches Anti-Korruptionsprogramm. Im branchenübergreifenden Durchschnitt hat weit mehr als die Hälfte der Unternehmen (59 Prozent) ein derartiges Programm implementiert. Ein allgemeines Compliance-Programm haben sogar nur 22 Prozent der Pharmaunternehmen im Vergleich zu 46 Prozent der Unternehmen aller Branchen. Dennoch zeigten sich 70 Prozent der Unternehmen davon überzeugt, dass die eigenen Maßnahmen zur Korruptionskontrolle „vollkommen ausreichen“.

Allerdings ist Korruption keineswegs die einzige Deliktart, mit der sich Pharmaunternehmen auseinandersetzen müssen. Der Studie zufolge waren zwischen 2009 und 2011 gut vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) von Wirtschaftskriminalität betroffen. Damit liegt die Quote leicht unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 52 Prozent. Werden neben den eindeutigen Straftaten auch die konkreten Verdachtsfälle berücksichtigt, steigt der Anteil der geschädigten Pharmaunternehmen allerdings auf 67 Prozent. Zum Vergleich: Branchenübergreifend berichteten 73 Prozent der Unternehmen über nachgewiesene Delikte oder konkrete Verdachtsfälle.

Die mit Abstand häufigste Deliktart in der Pharmabranche sind Verstöße gegen das Patent- bzw. Markenrecht. Jedes vierte befragte Pharmaunternehmen berichtete über mindestens einen nachgewiesenen Fall, in der Gesamtstichprobe aller Unternehmen waren demgegenüber nur 17 Prozent betroffen. Im Pharmasektor vergleichsweise wenig verbreitet sind demgegenüber Vermögensdelikte, die lediglich 14 Prozent der Befragten geschädigt haben (Unternehmen insgesamt: 32 Prozent).

Bibliographische Daten
Herausgeber: PwC Bericht ansehen

Bibliographie/Quelle
Februar 2013