Viele Niedergelassene finden keinen Praxisnachfolger
Berlin, 29. Mai 2011 - Im vergangenen Jahr wurden Nachfolger für insgesamt 3.938 Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten gesucht. In 692 Fällen blieb die Suche ergebnislos. Die Praxen mussten schließen. Betroffen waren unter anderem 420 Praxen von Haus- und 32 von Kinderärzten. Das belegen Zahlen der KBV. "Dies sind
deutliche Signale. Wenn schon heute rund 18 Prozent derjenigen, die ihre Praxis abgeben wollen, keinen Nachfolger mehr für die dringend benötigte ambulante Versorgung vor Ort finden, so beweist dies eindringlich, wie real der Ärztemangel heute schon ist", sagte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV.
Der KBV-Chef kritisierte die Aussagen von Kassenfunktionären, die einen Mangel an niedergelassenen Medizinern verneinen. Laut den Kassen gibt es in Großstädten sogar zu viele Niedergelassene. "Ärzte in Großstädten versorgen Patienten aus dem ganzen Umland mit. Das verkennen die Kassen schlichtweg. Beispielsweise kommen viele Patienten aus Brandenburg zur Behandlung nach Berlin", sagte Köhler. Er wies
auch darauf hin, dass Krankenkassen bei ihren Berechnungen den demografischen Faktor, also die Änderung der Altersstruktur in der Bevölkerung, außer Acht lassen. "Die Menschen werden immer älter und somit auch kränker. Auf einen Arzt kommen also immer mehr Patienten", so Köhler.
Die KBV schätzt, dass bis zum Jahr 2020 66.830 Niedergelassene in den Ruhestand gehen werden. "Die Situation wird sich also verschärfen", sagte Köhler und fügte hinzu: "Wer den Ärztemangel jetzt noch infrage stellt, verkennt eindeutig die Situation."