Wie kann geistige Gesundheit bis ins hohe Alter gefördert werden?

PRESSEMITTEILUNG der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Nr. 11/2025
Magdeburg, 18. Februar 2025

Neuer Bürgerbeirat gestaltet neurowissenschaftliche Forschung der Universitätsmedizin Magdeburg zu geistiger Gesundheit aktiv mit

Das Forschungsprojekt „Cognitive Vitality“ der Universitätsmedizin Magdeburg untersucht, welche neuralen, krankheitsbedingten und sozialen Faktoren die geistige Gesundheit beeinflussen und wie dieses Wissen in wirksame Präventions- und Interventionsmaßnahmen übersetzt werden kann. Ein zentraler Baustein ist das neu eingerichtete „Civic Stakeholder Board“ – ein Bürgerbeirat, der sich aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten aus dem Gesundheitswesen zusammensetzt. Dieser Beirat soll das Projekt nicht nur begleiten, sondern Maßnahmen zur Förderung der kognitiven Gesundheit im höheren Lebensalter aktiv mitgestalten.

„Die Beteiligung des Civic Stakeholder Boards ist für uns ein wichtiger Schritt, um unsere Forschung wirklich praxisnah und zielgruppengerecht zu gestalten“, erklärt Projektkoordinatorin Heike Sommermeier vom Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Indem wir die Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger einfließen lassen, können wir sicherstellen, dass unsere Maßnahmen den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht werden.“

Beim ersten Treffen des Beirats Ende Januar 2025 standen die geplanten Maßnahmen des Forschungsteams im Mittelpunkt. In moderierten Gruppen diskutierten die Teilnehmenden Fragen zur Praxisrelevanz und Wirksamkeit verschiedener Ansätze. Geplant ist, dass 80 Personen ab 60 Jahren drei Monate lang an Trainings- und Untersuchungsprogrammen teilnehmen. Die Schwerpunkte liegen auf Fitness, Achtsamkeit und Gleichgewichtstraining. Während eine aktive Gruppe an Achtsamkeits- und Gleichgewichtsübungen teilnimmt, führt die Kontrollgruppe ein vereinfachtes Programm zu Hause durch. Begleitend erfolgen Vor- und Nachuntersuchungen, EEG-Messungen, Navigationsübungen sowie Befragungen zu Angst und Kognition.

Ziel ist es, effektive Maßnahmen zu entwickeln, die langfristig die geistige Fitness unterstützen und kognitive Beeinträchtigungen, etwa nach schweren Erkrankungen oder im Alter, reduzieren, damit Menschen langfristig ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen können. Gleichzeitig erhoffen sich die Forschenden neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen von Körper, Umwelt und Gesellschaft.

Aktive Bürgerbeteiligung als Zukunftsmodell

Das neue Beteiligungsformat für Bürgerinnen und Bürger wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Universität Magdeburg entwickelt. „Die aktive Beteiligung von Betroffenen und Interessierten ist ein zentraler Bestandteil des Forschungsprojekts“, betont Robert Pohl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISMG. „Durch diesen partizipativen Ansatz lassen sich auch Barrieren abbauen und das Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse stärken. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die entwickelten Maßnahmen später erfolgreich umgesetzt werden und höhere Akzeptanz erfahren.“

Nach dem erfolgreichen Auftakt wird nun die erste Diskussionsrunde ausgewertet. Eine anonyme Umfrage soll zudem klären, welche Themen und Formate sich die Beteiligten für zukünftige Sitzungen wünschen. „Der erste Schritt ist gemacht – jetzt geht es darum, die Ergebnisse gezielt in unsere Forschung einfließen zu lassen“, so Sommermeier abschließend.

Foto: Der Versorgungsforscher Dr. Robert Pohl (Beiratskoordinator) stellt beim ersten Treffen des neuen „Civic Stakeholder Boards“ gemeinsam mit dem Team des Instituts für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Universität Magdeburg die nächsten Schritte des Forschungsprojekts „Cognitive Vitality“ vor. Ziel des neuen Bürgerbeirats ist es, die neurowissenschaftliche Forschung zur geistigen Gesundheit aktiv mitzugestalten und praxisnahe Maßnahmen zu entwickeln. Fotografin: Sarah Kossmann/Universitätsmedizin Magdeburg