Demenz: Uni Magdeburg forscht zum Wissenstransfer zwischen Medizinischen Instituten und Hausärztlicher Praxis
Das Forschungsprojekt NEUROTRANS bringt Demenzforscher und Allgemeinmediziner zusammen
Hausärzte sind Schlüsselpersonen der Vermittlung von Wissen über Veränderungen der Hirnfunktion beim Älterwerden. Die oftmals lange, vertrauensvolle Beziehung zwischen Hausarzt und Patient sowie seinem familiären Umfeld stellt eine wichtige Ressource unseres Gesundheitssystems dar, gerade wenn es darum geht, diagnostische und therapeutische Möglichkeiten patientengerecht zu vermitteln. Ganz besonders bedeutsam ist dies bei gewichtigen, das weitere Leben bestimmende Veränderungen, wie es bei Demenz der Fall ist.
Ergebnisse neurowissenschaftlicher Forschung in Hinblick auf die Früherkennung von beginnenden demenzieller Entwicklungen (mild cognitive impairment, MCI) haben bislang keinen Eingang in die allgemeinmedizinische Routineversorgung gefunden. Denn bislang gibt es keine Evidenz hinsichtlich einer nachhaltig wirksamen Beeinflussung einer demenziellen Entwicklung in der Praxis. Daraus resultiert ein grundlegender Konflikt für die Überführung neuro-wissenschaftlicher Forschung in hausärztliche Routinepraxis.
Diesem Konflikt soll durch ein Forschungsprojekt begegnet werden, das die Wissenszirkulation zwischen hausärztlicher Versorgung und neurowissen-schaftlicher Forschung verbessern soll. Fragestellungen aus der neurowissenschaftlichen Arbeit des DZNE Magdeburg sollen in hausärztliche Praxen ge-bracht werden (science into practice) und Probleme der hausärztlichen Versorgungspraxis sollen in Forschungsfragen überführt werden (art into science). Angebote des DZNE richten sich an Patienten und deren Angehörige, zum Beispiel eine Gedächtnis-Sprechstunde und eine Gesprächsgruppe für Angehörige von Demenzkranken. Prävention von Demenzerkrankungen ist neben der Grundlagenforschung ein wichtiger Punkt im DZNE, zum Beispiel durch den Einsatz virtueller Welten, die zur Erforschung der Orientierung im Raum benutzt werden. Auch die präventive Wirkung bestimmter Teesorten wird erforscht.
Während Hausärzte oft nicht wissen, dass es diese Möglichkeiten gibt, gilt umgekehrt, dass spezialisierte Forscher nicht immer wissen, mit welchen Problemen Hausärzte in der Praxis konfrontiert werden. Mit diesen blinden Flecken wird sich das NEUROTRANS Projekt befassen und daher im Dezember und Januar Interviews mit Forschern und Hausärzten durchführen. Diese Interviews werden dazu dienen, Fallvignetten typischer Versorgungsanliegen zu erstellen, die dann als Grundlage für die fachliche Problembearbeitung in Fokusgruppen benutzt werden. Ergebnisse sollen für neurowissenschaftliche und allgemeinmedizinische Versorgungsforschung nutzbar gemacht werden.
Das Neurotrans-Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung zwei Jahre lang im Rahmen des Förderschwerpunktes Ethische, rechtliche und soziale Aspekte (ELSA) der modernen Lebenswissenschaften gefördert. In Anbetracht der Tatsache, dass durch den rasanten wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt in den modernen Lebenswissenschaften die tiefgreifende gesellschaftliche Auswirkungen mit sich bringen können, geht es bei diesem Projekt darum, Meinungsbildungsprozesse besser zu verstehen und Möglichkeiten für einen verbesserten Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzuzeigen. Das Neurotrans-Projekt steht unter Leitung von Professor Dr. Markus Herrmann (Institut für Allgemeinmedizin) und Professor Dr. Bernt-Peter Robra (Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie). Projektkoordinatorin ist Dr. Astrid Eich-Krohm.
Internet: http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/186.php